In der modernen Geschäftswelt ist es manchmal sehr empfehlenswert, dass man über Rituale vergangener Zeiten oder auch über die Kultur anderer Völker informiert ist. Ein Beispiel sind die Visitenkarten, die heute gern als reine Werbeträger abgetan werden. Früher waren Visitenkarten das, was ihr Name schon sagt: Eine Karte für die Visite, also für den Besuch. In herrschaftlichen Häusern hat sich der Besucher mit einer Visitenkarte angemeldet, wenn er sich zum ersten Mal (bzw. sehr selten und nur aus Geschäftsgründen) zu einer Audienz einfand. Die Visitenkarte wurde gekonnt auf das Tablett des Dieners gelegt, der es seinen Herrschaften vorlegte. Kam die Visitenkarte durch den Hausangestellten wieder zurück, dann konnte man diesen Besuch und vermutlich auch die weiteren Bemühungen abhaken. Visitenkarten wurden aber nicht einfach auf das Tablett gelegt. Ein gekonnter Knick an der richtigen Stelle sprach Bände. So waren etwa die Ecken mit bestimmten Begriffen wie „Besuch“ versehen und konnten bei Bedarf eingeknickt, also als „gegeben“ angezeigt werden. Visitenkarten sind also weit mehr als nur Haftnotizen oder kleine Flyer.
Das zeigen auch die Japaner, die die Visitenkarte in ihr Programm der Höflichkeit gegenüber dem Gesprächspartner schon längst integriert haben. Da werden Visitenkarten hofiert und nicht schnellstmöglich in der Jackentasche verstaut. Als gute Sitte gilt es, Visitenkarten mit Respekt und Achtung entgegenzunehmen.
Die Visitenkarten sind dabei praktisch gesehen nicht viel mehr als Namensschilder. Aber gerade darin liegt die Chance. Ein angemessener Umgang mit Visitenkarten präsentiert sich im perfekten Mittelweg. Die Karte ist eine Selbstdarstellung und kein Werbeplakat für ein Unternehmen. In diesem Sinne wäre es fatal, die Visitenkarten als Kopie des Firmenemblems zu gestalten. Natürlich gehört die Zuordnung an erster Stelle. Das kommt durchaus auf
an. Der Papst könnte beispielsweise eine Visitenkarte nutzen, auf der lediglich das Wort "papa" steht. Mit dem Ausruf "habemus papam" nach der Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle erhält die den auf dem Petersplatz versammelten Menschen (und letztlich allen Religionsangehörigen) vorgestellte Person den Status des Kirchenoberhauptes. Genauso könnte aber auch ein Familienvater den Kosename "Papa" auf Visitenkarten drucken lassen. Vermutlich würde beides für viel Verwirrung sorgen.
Aus dem Beispiel lässt sich aber die Devise "weniger ist mehr " ableiten. Man sollte es nicht für eine Schwäche halten, wenn wichtige Personen in der Wirtschaft nur knapp gestaltete Visitenkarten führen. Da spricht der Name für sich. Die spartanische Beschriftung ist dabei ein Ausdruck des Stolzes, kann aber auch zu Verwechslungen führen. Namen wie John Smith oder Karl Müller sind sehr verbreitet.
Eine Reduzierung der Gestaltung auf das Minimum kann aber in anderer Sicht sinnvoll sein. Visitenkarten werden entgegengenommen und kurz angeschaut. Wenn hier der Empfänger erst mühsam das Kleingedruckte lesen muss, das mit einem teuren Laserdrucker in 6 pt (nach DTP-Richtlinie) mit der Schriftart "Arial Narrow" auf die Visitenkarten gebracht wurde, kann es sein, dass der Name für einen Strich gehalten wird, was den weiteren Geschäftsverhandlungen einen schlechten Start vermittelt.
Praktischer ist da eine gut zu lesende Schrift und eine übersichtliche Aufteilung des Textes. Dann kann der Inhalt der Visitenkarten leicht und schnell erfasst werden. Hier sollte man auch nicht an Tinte sparen und lieber in "Fett" drucken als im Supersparmodus. Firmenname bzw. bekanntes Emblem gehören dezent dazu.
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