Bautagebuch & Aufmaß

Datensicherung mit dem Bautagebuch

Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, kurz HOAI, verpflichtet laut Leistungsphase 8 zur Objektüberwachung und Kostenfeststellung, wofür das Bautagebuch verwendet wird. Damit wird dokumentiert, wie und unter welchen Bedingungen der Bau voranschreitet. Das Bautagebuch listet dabei unter anderem das

• Datum,
• Wetterdaten,
• beteiligte Fachkräfte und Hilfsarbeiter,
• verwendete Maschinen und
• das verbaute Material

auf. Auch für besondere Vorkommnisse, etwa Probleme bei der Umsetzung der Vorgaben, muss ein Bautagebuch Raum bieten. Im Sinne der Kostenfeststellung wird auch das sogenannte Aufmaß genutzt. Damit lässt sich der Umfang der Bauleistungen ermitteln. Der Begriff Aufmaß findet damit nicht nur bei der Planung eines Gebäudes, sondern auch bei der Dokumentation der Durchführung Verwendung. Ein Bautagebuch führen aber üblicherweise auch die beteiligten Unternehmen, die damit die Aufzeichnungen der Arbeiter, etwa erfasst im Rapport & Tagesbericht, ergänzen und eine gegenseitige Kontrolle erlauben.
Wie umfangreich das Bautagebuch geführt werden sollte, zeigen diverse Angaben wie

• Ergebnisse von Besprechungen,
• Unterschriften der daran Beteiligten,
• Betriebs- und Anbauanleitungen (etwa von Heiz- und Klimageräten, Türen und Fenstern usw.), die als Anlagen beigefügt werden,
• Dokumentation von Mängeln sowie die
• Baufortschritte im Allgemeinen.

Das Bautagebuch ist also nicht nur eine minimalistische Datensammlung, sondern ein ausführlicher Bericht der Bauphase. Diese Dokumentation kann später nicht nur bei Streitigkeiten wichtig sein. Das Bautagebuch im Zusammenhang mit dem Aufmaß ist eine wichtige Datenquelle für die vielen Details, die ein Gebäude ausmachen und die vielleicht einmal verändert werden sollen. Viele bautechnische Probleme mit Altbauten wären lange nicht so gravierend, wenn ein Bautagebuch mit der gewünschten Detailtreue vorhanden wäre.

Geduldiges Papier

Dass Papier bekanntlich geduldig ist, ist hier im übertragenen Sinne durchaus von Vorteil. Denn gewöhnlich sind moderne Bauten enorm vielfältig, wenn es um die verwendeten Materialien geht. Dem Bautagebuch bleibt es nicht verborgen, wenn eine Wand nicht mehr nur aus Stein und Mörtel besteht, sondern mittels umfangreicher Dämmmaßnahmen zu einem komplexen Gebilde heranwächst, das am Ende doch nur von Stein und Putz eingehüllt ist. Damit das Aufmaß letztlich einen Platz in einem entsprechenden Ordner findet, sollte die Übersicht ordentlich geführt werden. Auch wenn die Eintragungen und Vermerke heute oft in Computerprogramme übertragen werden, bleibt das vor Ort erstellte Bautagebuch als Dokument von grundlegender Bedeutung. Da ist es hilfreich, wenn etwa die stabile Unterlage des Rückens das Schreiben erleichtert und zum Beispiel Blaupapier gleich für eine Durchschrift sorgt. An diese Stelle gehören auch qualitativ hochwertige und zuverlässige Schreibgeräte

Gegen Fehler, Gedankenlosigkeit und Kriminalität

Hält das Bautagebuch, was es verspricht, so lassen sich viele Probleme, die bei einem Gebäude in der Bauphase und später auftreten können, von vorn herein ausmerzen. Die Erfahrung zeigt beispielsweise, dass Baufehler fast immer auf unzureichende Kontrolle und Gegenkontrolle beruhen. Oft ist sogar später dem einen oder anderen in Erinnerung, dass man gemerkt habe, es wäre irgendetwas ungewöhnlich gewesen. Möglicherweise hat man sich aber der Mehrheit oder dem Wort des offensichtlichen Fachmannes ergeben.
Fakt ist aber, dass jeder Mensch Fehler machen kann und insbesondere, wo gehobelt wird, fallen Späne. Der Bau eines Hauses ist ein aufwändiges Unterfangen, bei dem – bei aller Fachkompetenz und Vorsicht – Fehler passieren können. Das Bautagebuch und das Aufmaß sind Instrumentarien, die zum einen die Fehlerquote niedrig halten und zum anderen Fehler, wenn auch manchmal erst später, aufdecken. Ein handschriftlich geführtes Bautagebuch mag in der heutigen Zeit als umständlich eingestuft werden. Aber wenn es ein Gebäudeleben lang nicht benötigt wird, war es besonders erfolgreich.