Stempel
Der richtige Stempel für jeden Auftrag
Nur wenige Begriffe können eine derart vielfältige Anzahl an Produkten vorweisen wie der Stempel. Zunächst einmal gibt es zahlreiche Formen von Stempeln, die mit dem Poststempel auf Versandtaschen vergleichbar sind. Der Poststempel ist ein Stempel, der per Aufdruck auf die Briefmarke diese entwertet und damit den Brief für den Versand freigibt. Die Briefmarke wird insofern entwertet, als dass sie nicht ein zweites Mal für die Frankatur genutzt werden kann. Korrekterweise zeigt erst der Stempel, dass der Brief bezahlt wurde - nicht die aufgeklebte Briefmarke. Obwohl es meistens wenig Sinn ergibt, eine Briefmarke selbst zu entwerten, spielt hier die Monopolstellung des Stempelinhabers bereits eine wichtige Rolle. Der Stempel ist als Siegel bzw. Symbol zu verstehen. Dabei wird auch deutlich, dass der Begriff selbst hier schon mehrdeutig ist: Mit Stempel wird sowohl das Gerät als auch der Aufdruck bezeichnet. Das gilt im weitesten Sinne auch für den Digitalen Stempel, auch wenn es dabei um Software geht.
Der Begriff Stempel wird noch in zahlreichen anderen Zusammenhängen genutzt:
- Die Doppeldeutigkeit wurde bereits oben angesprochen: Mit Stempel im Umfeld Papier wird das Gerät und der Aufdruck bezeichnet. Der Poststempel ist dabei eine spezielle Variante.
- Brotstempel werden im Backwesen genutzt und meint auch dort das Gerät und den Aufdruck.
- Mit einem digitalen Stempel wird lediglich der Ersatz für den Aufdruck, also der Siegel, präziser: die Signatur, betitelt.
- Der Feingehaltsstempel zeigt im Grundwesen Ähnlichkeiten mit dem Brotstempel oder anderen Stempeln, die - per Gerät und Aufdruck - fachspezifische Signaturen erzeugen. Der Feingehaltsstempel ist eine besondere Punze.
- Der Prägestempel kann als eine Art Presswerkzeug bezeichnet werden. Auch der Schlagstempel geht letztlich in dieselbe Richtung.
- Werden geeichte Messgeräte verplombt, so verwendet man dafür entsprechende Haupt- und Sicherungsstempel.
- Stützelemente sind im gesamten Bereich des Bauwesens im Einsatz, so auch als Grubenstempel für den Kohlebergbau.
- Völlig anders versteht sich der Stempel in der Botanik, womit ein Blütenteil bezeichnet wird. Fruchtknoten, Griffel und Narbe bilden den Stempel.
Stempel besiegeln
Stempel in Form von Siegeln gehören etwa an Geräte, bei denen es um Sicherheit oder Genauigkeit geht. So werden Briefwaagen in Postämtern und auch in vielen Firmen regelmäßig geprüft und geeicht. Dann erhalten sie einen Stempel (auch Plombe, Siegel oder Siegelmarke genannt), ähnlich dem TÜV-Siegel am Auto. Wieder steckt hier ein gewisses Maß an Monopolstellung dahinter, sonst könnte sich ja jeder seinen Stempel selber machen. In diversen betrieblichen Abläufen ist beim Stempel die Bedeutung als Siegel weniger wichtig als die beschleunigte Abfertigung. Beispielsweise das Versehen von eingehenden Briefen mit einem Tagesstempel oder Vermerke in Akten bzw. auf Waren. Die Verwendung des Begriffs Stempel im Bergbau (Grubenstempel) und im Bauwesen (Stützrahmen) sowie in der Technik (Stanzvorrichtung) führt letztlich immer auf die Funktion eines sehr präzise geführten Stößels zurück. Unterschiedlich ist dabei oft der Sinn der Präzision. Zum Teil geht es darum, exakt gleiche Bauteile herzustellen, in anderen Fällen bevorzugt man nur die sozusagen amtliche Auszeichnung.
Präzision als Dienstmarke
Der Glaube an Siegel und Stempel ist nach wie vor ungebrochen. Das ist verwunderlich, wo man doch schon seit Jahren derartige Aufdrucke sehr präzise mit dem passenden Drucker erzeugen bzw. nachbilden kann. Ursprünglich entfalteten die Stempel ihre amtliche Wirkung aufgrund ihrer gleichförmigen Präzision, die für den Großteil der Bevölkerung kaum nachzumachen war. Inzwischen ist es oft die Ungenauigkeit und Ursprünglichkeit des Stempels, der diesem den Vorzug gegenüber Signaturen gibt. Aber Signaturen werden die Stempel vermutlich irgendwann ablösen.