Der Begriff Drehstuhl wird nicht nur für den Arbeitsdrehstuhl, den Drehsessel oder den Werkstattstuhl gebraucht. Im klassischen Uhrmachergewerbe steht der Begriff nicht für den Arbeitsdrehstuhl, sondern für die Drehbank, die heute als Drehmaschine tituliert wird. Einen Drehstuhl gab es im 19. Jahrhundert auch in der Psychiatrie. Die so genannte Cox‘ Schaukel wurde zur Therapie von Geisteskranken angewendet.
Am Arbeitsplatz, beispielsweise einem Schreibtisch mit dem Computer, geht es darum, möglichst jegliche negativen Auswirkungen des Dauersitzens auf den Organismus zu vermeiden. Dazu dienen zum einen vielfältige Einstellmöglichkeiten. Der Drehstuhl kann optimal auf den Besitzer eingestellt werden. Dabei kann beispielsweise bei einigen Modellen die Sitzfläche unabhängig von der Lehne auch in der Neigung verstellt werden. Ziel ist natürlich die entspannte Sitzhaltung auch beim Tippen.
Wie viel man in einen Drehstuhl investieren sollte, hängt vorrangig davon ab, wie lange hier ohne Unterbrechung gearbeitet werden soll. Allerdings ist der Umkehrschluss mit Vorsicht zu genießen. Wer seine Mitarbeiter stündlich zur Fünfminutengymnastik auffordert, sollte deshalb noch nicht auf ordentliche Arbeitsdrehstühle verzichten. Es rechnet sich auch nicht. Ein gutes Gestühl ist für die konkrete Leistungsfähigkeit von Bedeutung. Der Mehrpreis für eine Sitzhöhenverstellung am Drehstuhl ist deutlich geringer als die Kosten für Krankentage.
Für den Hausgebrauch, wenn etwa gelegentlich mal eine Email auf dem Notebook geschrieben wird, sind alle Arbeitsdrehstühle im Angebot ausreichend gut ausgestattet. Anders geht es vielleicht den ambitionierten Gamern. Da kann es schon sinnvoll sein, sich in der Mittelklasse umzusehen und nach einem Drehstuhl zu suchen, bei dem etwa die Drehmechanik arretierbar ist. Auch in manchen Arbeitsbereichen wird dies bevorzugt. Der Grund ist der gleiche, warum die vor einigen Jahren bevorzugten Sitzbälle weitgehend wieder aus den Büros verschwunden sind. Im Gegensatz zum Drehstuhl verlangen sie nach ständiger Sitzkorrektur. Das kommt zwar einem Bewegungstraining für den Rücken gleich, mindert ggf. aber die Konzentration.
Auch wenn mittlerweile kompliziertere Sitzmechaniken beim Drehstuhl die "dicke große Schraube" verfeinert (Spindel) oder verdrängt (Gasfeder) haben - die Grundidee der Sitzhöhenverstellung mithilfe einer großen Schraube ist nach wie vor in den Köpfen vieler Sitzender verankert. Dahinter steckt die Schraube als solches, deren Herkunft und Erfindung in der Menschheitsgeschichte nur schwer zu klären ist. Bekannt ist allerdings die Archimedische Schraube, die um 400 v. Chr. beschrieben wurde und als Pumpe Flüssigkeiten förderte. Bereits einige Jahrhunderte zuvor nutzte man dieser Art der Wasserversorgung bei den hängenden Gärten von Ninive und Babylon. Dass man die Schraube auch als Verbindungselement nutzen kann, wurde vermutlich erst beim Einsatz in Weinpressen im 1. Jahrhundert v. Chr. deutlich. Allerdings dauerte es noch bis ins 19. Jahrhundert, bis Schrauben günstig in Massen hergestellt werden konnten und sich so zu einer Alternative zu Nägeln und Klebstoffen als Verbindungselement entwickelten. (Dazu mussten dann auch erstmal die notwendigen Schraubendreher her.)
Dabei wurden auch andere Anwendungen entdeckt wie etwa die Schiffsschraube oder der Propeller in der Luftfahrtantriebstechnik. Der Drehstuhl ist also mit seiner grundlegenden "Schraubtechnik" in feinster Gesellschaft. Eine simple, effektive und dauerbelastbare Konstruktion ist wie geschaffen für den harten Arbeitsalltag. In manchen Betrieben gehören die Arbeitsdrehstühle zu den ältesten "Mitarbeitern".
Man muss allerdings auch zugeben, dass jenen Arbeitsdrehstühlen noch mehr zugestanden wurde, nicht zum Ambiente der modernen Möbelprogramme zu passen als es für neue Arbeitsdrehstühle schon gilt. In diesem Sinne wird der Drehstuhl immer noch eher als Werkzeug, denn als Möbelstück identifiziert.
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