Beim Korrekturfluid wird die deckende weiße Farbe auf die Fehlerstellen aufgetragen. Die Firma Tipp-Ex brachte 1965 die Fläschchen mit der Korrekturflüssigkeit auf den Markt. Zuvor hatte der Gründer Wolfgang Dabisch bereits 1959 ein Patent für Korrekturfolien erhalten. Üblich waren kleine Blättchen, die man beim Schreibmaschinentippen einsetzte. War ein Wort falsch geschrieben, schob man ein solches Blättchen vor die Textstelle und schrieb die fehlerhaften Buchstaben erneut. Diese wurden damit weiß eingefärbt und nahmen damit (annähernd) die Farbe des Papiers an. Anschließend konnte die Korrektur auf die getrocknete Farbe getippt werden. Die Nutzung eines Korrekturfluids geht allerdings auf die texanische Bankangestellte Nette Nesmith Graham zurück. Sie überpinselte die fehlerhaften Stellen mit Lack. Bei der Nutzung von Korrekturfluid an der Schreibmaschine erfolgt das Weißen der Textfehler gründlicher als beim Korrekturblättchen. Es wird eine Fläche eingefärbt und nicht nur die Linien der Buchstaben.
Der Nachteil des Korrekturfluids liegt allerdings in der Handhabung. Die Bedienung des Pinsels ist komplizierter und zudem ist die Gefahr größer, dass man anderes als das Papier eindeckt. Schreibmaschinen konnten mit der Zeit recht bekleckert aussehen, wenn der Umgang mit dem Korrekturfluid nicht entsprechend sorgsam geschah.
Und natürlich besteht die Gefahr, dass man mit dem Korrekturfluid auch Textstellen überpinselt, die an sich korrekt sind. Das kann durch Tropfen oder versehentliche Berührungen mit dem Pinsel geschehen. Der Umgang mit dem Korrekturfluid will also gelernt sein. Korrekturroller und - stifte zeigen sich in vielen Fällen praktischer. Das Korrekturfluid hat da Vorteile, wo größere Flächen korrigiert werden müssen. Ferner können sie etwas, was man heute kaum noch nutzt. Früher hat man kleine Infoblätter und Werbeflyer oft am Kopierer erstellt. Man gestaltete das Werk auf einem leeren Blatt. Manchmal nahm man dazu beispielsweise richtige Fotos und ausgeschnittene Textstellen, die man vorher aus Büchern oder Zeitungen kopiert hatte. Dann wurden die Dinge auf dem leeren Blatt wie bei einer Collage zusammengeklebt und das Ganze kopiert. Damit keine störenden Ränder blieben, konnte man diese zum Beispiel mit dem Korrekturfluid überpinseln. Insbesondere, wenn sich mehrere dicke Vorlagen überlappen, gibt es kaum ein bessere Alternative. Dieses Verfahren kann man heute auch noch mit Kopierern, Multifunktionsgeräten bzw. Scannern und Druckern nutzen. Die angesprochenen Ränder lassen sich natürlich auch per Software entfernen, aber nicht jeder ist damit so vertraut.
Inzwischen hat weitgehend der Auftragsschwamm den Pinsel ersetzt, was für eine erheblich einfachere Handhabung sorgt. Vor allem verliert der Schwamm nicht so schnell seine Form wie dies vor allem im Anfang bei den Pinseln der Korrekturfluide zu beobachten war. Die Handhabung förderte die Entwicklung des Korrekturrollers. Auch der Computer als Spielgerät und bessere Schreibmaschine verdankt seinen Siegeszug in den 1980er Jahre vor allem der Fähigkeit, am Ende fehlerfreie Texte ausdrucken zu können. Korrekturen können dabei schon rein visuell am Monitor vorgenommen werden.
Das Korrekturfluid offenbart schonungslos die eigentliche Aktion des Korrigierens. Man kann beispielsweise mit Korrekturmaßnahmen einen Text, etwa ein Bewerbungsanschreiben, so verfassen, dass er vollkommen fehlerlos ist. Wenn man dann noch einen Germanistikprofessor und Sprachkünstler ans Werk lässt, wird der Text eine Augenweide für die Leser. Doch welcher Personalchef kann dabei auf die Qualitäten seines künftigen Angestellten oder Arbeiters tippen? Vermutlich wäre es sinnvoller, dem Bewerber einen Text zu diktieren, um seine tatsächliche Textqualität überprüfen zu lassen. Wer allerdings einen Handwerker braucht, sollte vielleicht nicht Goethes Faust als Vorlage nehmen, sondern einen üblichen Auftragszettel.
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